In der Forschung sind mehrere Ansätze bekannt, die sich mit kulturellen Unterschiede beschäftigen. Ein bekanntes Modell sind die von Chris Fuchs angesprochenen Kulturdimensionen nach Geert Hofstede. Er ist ein holländischer Sozialpsychologe und Anthropologe, der sich viele Jahre mit Kulturen und deren Interaktionen beschäftigt hat. Seine Kulturdimensionen sollen einen Rahmen liefern, um die Unterschiede zwischen Ländern und Kulturen einschätzen zu können. Dabei unterscheidet Hofstede folgende sechs
Dimensionen:
Machtdistanz (hoch in asiatischen Ländern, gering in westlichen Ländern)
Individualismus und Kollektivismus (Afrika, Asien und Lateinamerika besitzen kollektive Kulturen, individuelle Gesellschaften haben westliche Länder, ganz stark die USA)
Maskulinität versus Feminität (z.B. in Europa: Deutschland und Großbritannien eher maskulin, während Schweden oder Frankreich eher feminin sind)
Ungewissheitsvermeidung (z.B. Japan und Frankreich haben eine hohe Ungewissheitsvermeidung, China eine niedrige)
Lang- oder kurzfristige Ausrichtung (z.B.: USA kurzfristig, China langfristig)
Nachgiebigkeit und Beherrschung

Chris Fuchs über die relevanten Kulturunterschiede: »Ein Beispiel ist ein Projekt, das ich in Rumänien leitete: Rumänien hat im Unterschied zu Österreich einen hoch ausgeprägten Hierarchiekodex. Ich musste dort ein österreichisches und rumänisches Team zusammenführen. Die Österreicher beschwerten sich, dass nur die Teamleiterin bei Meetings sprach, weil sie die Meinung aller anderen auch hören wollten. Die Rumänen fanden es zur selben Zeit ineffizient, wenn alle mitreden, denn die Teamleiterin wusste die Meinung aller, da sie sie vorher abgeholt hatte und war somit das Sprachroh der gesamten Organisation. Beide hatten – wie so oft – natürlich Recht und meine Aufgabe war es, Verständnis für die unterschiedlichen Arbeitsweisen herzustellen, um die gemeinsame Kooperation zu ermöglichen und zu fördern.«

Dass bei der »Bewertung« von Unterschieden auch Gefahren bestehen, ergänzt Konrad Noé-Nordberg: »Entscheidend ist, dass wir nicht vorschnell stereotypisieren und schubladisieren, sondern uns jede einzelne Person sowie den Kontext individuell anschauen. Mit dem Wissen um mögliche tendenzielle Unterschiede zur eigenen Erwartungshaltung, mit Empathie und Wertschätzung gelingt es, sich adäquat zu verhalten. Amerikanern z.B. kann man
ruhig enge Zeitvorgaben machen und sich in der Regel darauf verlassen, dass Deadlines eingehalten werden. Macht man das bei Griechen, Spaniern oder Türken ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man als gelernter Österreicher bei Erreichen der Deadline unangenehm überrascht ist. Es sei denn, man pflegt schon davor laufende Kommunikation, fragt nach dem Stand der Dinge und unterstützt, wo erforderlich. In Frankreich und Belgien habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Dafür sind diese Mitarbeiter dann, wenn sie motiviert sind und wissen worum es geht, flexibler, kreativer und mit viel Herz bei der Sache.«

» Am erfolgreichsten sind multikulturelle Teams, die so etwas wie eine synergetische Form der Zusammenarbeit finden. Sie einigen sich auf gemeinsame Regeln, die den unterschiedlichen Ansichten und Vorstellungen gerecht werden. Solche Teams sind besonders erfolgreich, wenn sie komplexe, Kreativität erfordernde und wenig strukturierte Aufgaben bewältigen müssen und dafür die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen werden.«, fasst Konrad Noé Nordberg zusammen.